Liebe Patientinnen, liebe Patienten.
Die Corona Krise hat uns allen
dieses Jahr wahnsinnig viel gezeigt. Unter anderem den Fakt, dass es
üblicherweise 10-15 Jahre dauert, bis ein neuer Impfstoff entwickelt ist und
nun sind gerade mal 10 bis vielleicht 15 Monate vergangen, bis der neue
Impfstoff da ist. Das lag nicht zuletzt daran, dass der
Wissenschaft und den entsprechenden Unternehmen enorme finanzielle Ressourcen zur
Verfügung gestellt wurden.
Es
ist daher nachvollziehbar, dass da jede Menge Fragen aufkommen. Wie kann so ein Impfstoff,
der so in kurzer Zeit entwickelt und untersucht wurde überhaupt sicher sein?
Was tun Sie, wenn Sie eine Einladung erhalten, sich impfen zu lassen? Warten
Sie lieber ab?
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Impfstoffe die jetzt bald
in Deutschland verfügbar sein werden beziehungsweise verfügbar sind, sehr
sorgfältig untersucht wurden. Auch
wenn nicht allzu lange Zeit darauf verwendet wurde, so sind sie inzwischen in
ausführlichen klinischen Studien untersucht worden. Die Ergebnisse wurden
von externen Komitees analysiert und inzwischen haben deutsche und europäische
Arzneimittel -Behörden eine Zulassung für die Firma Biontech / Pfizer und
Moderna (beide mRNA basierte Impfstoffe) erteilt.
Ersten Analysen zufolge schützen diese mRNA basierten Impfstoffe mit
einer 94-95-prozentiger Wirkung vor
einer Covid-19-Erkrankung.
Diese Impfstoffe schützen nach derzeitiger Kenntnis jedoch nicht vor
einer Ansteckung. Das bedeutet, dass ein Geimpfter sich, Stand jetzt, noch
immer infizieren kann. Er wird nur sehr
wahrscheinlich wenig davon
merken und nicht ins Krankenhaus oder gar auf die Intensivstation müssen. Wer
geimpft ist und sich infiziert, kann das Virus aber vermutlich weitergeben.
Eine Impfung bedeutet daher nicht, dass auf Schutz-maßnahmen verzichtet werden
kann. Zumindest so lange, bis erwiesen
ist, dass das Vakzin auch die Ansteckung verhindert.
Als Spitzenreiter unter den
anderen fünf Firmen galt bisher vor allem Astra
Zeneca mit einem vektorbasierten Impfstoff, der an der University of
Oxford
entwickelt wurde. Vektorbasiert bedeutet, dass ein harmloses Virus als Vehikel
für ein wichtiges Merkmal von Sars-CoV-2 genutzt wird.
Man muss grundsätzlich sagen,
dass alle Impfstoffe nur einmal und
nur einige Monate an maximal mehreren 10.000 Probanden getestet wurden.
Die US-Firma Moderna hat sogar
untersucht, ob ihr Impfstoff auch
bei über 65-jährigen Patienten mit Vorerkrankungen wie Diabetes,
Herzerkrankungen und Übergewicht gut verträglich ist. Offenbar verursachen
diese Impfstoffe in den ersten Monaten nach der Impfung keine häufigen schweren
Nebenwirkungen, ob sich danach noch welche entwickeln, das wird die Zeit zeigen.
Es stellt sich auch die Frage,
ob es nicht doch noch Nebenwirkungen gibt, die einfach seltener sind als etwa
1:50.000 – denn nur so viele Menschen wurden ja in etwa pro Impfstoff bisher
untersucht.
Die
Nebenwirkungen sind bei allem was man bislang weiß, gering bis
sehr gering. Dazu zählen Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, die üblichen Rötungen
an der Einstichstelle, allergische Reaktionen, manchmal auch Müdigkeit oder leichtes
Fieber. Nur bei einem der Impfstoffstudien, von der Universität Oxford gab es
auch zweimal größere Zwischenfälle, die allerdings so die bisherigen Erkenntnisse,
wohl nicht direkt auf dem Impfstoff zurückzuführen waren. Es gilt momentan die
allgemeine Empfehlung, dass Allergiker bei der Impfung der Firma Biontech/Pfizer
zunächst abwarten sollen, bis mehr Daten vorliegen.
Unsicherheit
hat zuletzt auch hervorgerufen, dass zumindest zwei dieser Impfstoffe auf einer
vollkommen neuen Technologie basieren. Es handelt sich dabei um so genannte mRNA
Impfstoffe.
Die
mRNA Technologie wird bereits erfolgreich in der Krebsforschung analysiert und angewandt.
Es gab dagegen bislang keinen einzigen Impfstoff auf dieser Welt, der nach diesem
Prinzip funktioniert.
Trotzdem ist nicht davon
auszugehen, dass diese Technologie zu bedeutsamen Nebenwirkungen führen wird.
Im Gegenteil eigentlich ist es eine unseres Erachtens sehr kluge und
wahrscheinlich nebenwirkungsfreie Technologie, denn dabei wird den Impflingen
lediglich ein Stückchen dieser besonderen viralen Erbsubstanz mRNA eingeimpft.
Das mRNA ist etwas, was in unseren Körper ständig produziert wird. Auch das
Virus produziert sie. Diese mRNA-Schnipsel, die da geimpft werden, sollen dem
Körper auf die mRNA des Virus vorbereiten und rasch Antikörper dagegen
entwickeln lassen. Nach erfolgter Impfung wird dieses virale mRNA sehr schnell
wieder abgebaut.
Man muss sich da also keine
Sorgen machen, dass etwa dieses virale
mRNA in unser eigenes Erbgut (DNA) eingebaut wird und uns eine Gentherapie dauerhaft
verändern wird.
Aber es ist nun einmal eine
völlig neue Technologie deren Nebenwirkungen kann niemand komplett vorhersehen.
Auch wenn man am Anfang nicht davon ausgegangen wird, dass bedeutsame
Nebenwirkungen entstehen, das Immunsystem des Menschen ist ein komplexes
Zusammenspiel aus verschiedenen Zellen und Botenstoffen. Absolute Sicherheit
kann da niemand bieten.
Die
bisher evidenzbasierten Daten zeigen, dass Covid-19 nicht nur
für Ältere gefährlich ist, sondern auch für die mittelalte Bevölkerung. (Zwischen 75 und 84 Jahren liegt die Sterblichkeit der
Infizierten bei 7,3 Prozent, jenseits der 85 gar bei mehr als 22 Prozent.) Das
Risiko ist sicher für jüngere Menschen kleiner als für Ältere, aber auch sie
können schwere Verläufe erleiden und das eventuell Langzeit-Risiko durch die
Krankheit selbst ist somit erheblich größer als das bislang Risiko der Impfung.
Deshalb ist beim Thema Corona Schutzimpfung noch ein zweiter
Gedanke wichtig:
Was passiert eigentlich, wenn
ich mich nicht impfen lasse?
Das Virus ist weiterhin da und
dabei auch die Gefahr sich anzustecken. Damit
auch die Gefahr, dass jeder 100. COVID Patient daran verstirbt und dass
durchschnittlich jeder 50. COVID Patient auf der Intensivstation behandelt
werden muss.
Die Bedeutung der Impfung wird immer größer, insbesondere im
Hinblick auf die neuen Mutationen. Die Entstehung so vieler Mutanten ist ein
dringlicher Weckruf.
Auch wenn die Impfung womöglich deren Ausbreitung ankurbelt, sei es nun umso
wichtiger, möglichst schnell möglichst viele Menschen zu impfen, um den
Mutationen zuvorzukommen.
Somit
wird die Frage immer drängender, inwieweit die Impfstoffe gegen Sars-CoV-2
gegen die neuen Varianten schützen können. Die Daten dazu sind uneinheitlich.
So
fiel die Wirkung des Moderna-Impfstoffs gegen die Südafrika-Variante in einer
Untersuchung der Firma tatsächlich auf etwa ein Sechstel ab, während sie gegen
B.1.1.7 erhalten blieb. Auch der in Deutschland noch nicht
zugelassene Novavax-Impfstoff bringt gegen B.1.1.7 noch einen 85-prozentigen
Schutz, der gegen B.1.351 unter 50 Prozent fällt.
Von
Biontech kamen dagegen zuletzt beruhigende Nachrichten: Selbst gegen eine
Kombination der englischen Variante B.1.1.7 mit der südafrikanischen Variante
B.1.351 wirkten Seren von Menschen, die mit dem Biontech-Vakzin geimpft
worden waren, noch fast genauso gut wie gegen das Ursprungsvirus.
Hilfreich kann zudem bei allen Impfstoffen sein, dass das
Immunsystem von Geimpften ebenso wie von Infizierten die Viren nicht nur mit
Antikörpern bekämpft, sondern auch mit verschiedenen Immunzellen. Diese könnten
immer noch aktiv sein, falls die Antikörper an Effektivität verlieren.
Anbei noch aktuelle Informationen zu den Impfzentren sowie ein
Leitfaden zur Corona-Schutzimpfung.
Telefonische Anmeldung unter der kostenfreien Nummer: 0800 455 655
0
Online Termine: https://www.impfen-sh.de/sh/start
Leitfaden_fuer_PatientInnen_und_BuergerInnen_zur_Corona-Schutzimpfung_interaktiv
Bundesanzeiger_Verordnung
zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus